„Schöne“ Aussichten - Die Zukunft der regionalen Tischtennisturniere

Geschrieben am 16.03.2017

„Schöne“ Aussichten - Die Zukunft der regionalen Tischtennisturniere

Von den nachfolgenden fünf Thesen beklagt die erste das zunehmende Desinteresse der Spieler; die zweite appelliert an das Gespür der Veranstalter

hinsichtlich eines passenden Termins; die dritte wirft die Sinnhaftigkeit

des TTR- Wertes in die Waagschale; die vierte moniert die Struktur des

Spiels an sich; die fünfte schließlich verspricht auch kein gutes Ende, setzt

aber eine schwache Hoffnung auf Reformen.

 

1. Während sich kürzlich zu den Landesmeisterschaften der Senioren im

Land Bremen gerade mal 31 Herren -für 7 Altersklassen- aufgemacht haben, waren es bei den Damen sage und schreibe vier gestandene Frauen, die den Weg in die schöne Halle nach Farge gefunden haben!

Ist es nur Bequemlichkeit, einen kompletten Sonntag für „seinen“ Sport zu opfern? Oder haben viele einfach „keinen Bock“ mehr auf Turniere?

Angesichts der enttäuschenden Teilnehmerzahl mussten viele Altersklassen zusammengelegt werden. Darunter leidet neben der Spannung natürlich auch die Qualität. Insofern ist es kein Wunder, dass sich mittlerweile selbst Kreisklassenspieler für Norddeutsche  Meisterschaften qualifizieren können.

 

2. Das Turnier fiel auf einen Sonntag vor den jährlichen „Zeugnisferien“ im Land Bremen. Es handelt sich hierbei um zwei Werktage, die vor oder nach einem Wochenende angehängt werden. Viele Familien nutzen diese vier zusammen-hängenden Tage für einen Kurzurlaub. Die Ferientage sind bis 2025

festgelegt.

Einige Absagen der Spieler waren darin begründet, dass Spieler von Sonnabend bis Dienstag verreisen wollten und daher an dem Turniersonntag nicht zur Verfügung

standen. Im nächsten Jahr sind die Zeugnisferien vom 1. bis 4. Februar 2018 (bitte vormerken).

 

3. Der permanente Rückgang der Teilnehmerzahlen bei Kreis-, Bezirks- und anderen

regionalen Meisterschaften wirft zudem die Frage auf, ob es tatsächlich einen direkten Zusammenhang zwischen Einführung der TTR-Werte und sinkenden Teilnehmerzahlen gibt. In vielen TT-Foren wird dieser Umstand ausführlich diskutiert.

Bei Senioren-Meisterschaften erscheint mir dieses Argument nicht schlüssig; dennoch könnte man darüber diskutieren, ob Senioren dadurch belohnt werden

sollten, dass nur Siege gewertet, bei Niederlagen allerdings keine Punkte abgezogen werden.

 

4. Seien wir ehrlich: Drei Stunden und mehr für ein Punktspiel aufzuwenden, ist gelegentlich schon nervig. Bei Turnieren verdoppelt sich diese Stundenzahl sehr schnell.

Fünf Sätze dauern auch schon mal fast eine Dreiviertelstunde. Tischtennis ist zeit-

und kräftezehrend. Vielen erscheint der Sport in seiner Struktur „altmodisch“.

 

5. Es ist hier nicht der Ort, auf die vielen „Reformer“ einzugehen, die den TT-Sport

immer wieder modernisieren; also reformieren, faktisch „umkrempeln“ wollen.

„Periculum in mora – Gefahr in Verzug“ . . . sagen sie.

Nun gut: Die neuen Bälle werden kommen, aber keine Revolution auslösen.

Auch eine Verkürzung der Sätze dürfte kein Allheilmittel sein; die Abschaffung der Sechser-Mannschaften ist überfällig, aber segensreich?

Wer nun den Vorhand-Schuss „periculum in mora“ mit einem Zitat parieren möchte, dem sei der (lateinische) Rückhand-Top von Ovid (Festkalender, 3, V.394)

anempfohlen:“Habent parvae commoda magna morae“, zu Deutsch: „Gut Ding will

Weile haben.“

 

Schlussbemerkung: Möglicherweise sind die guten alten Zeiten vorbei und kehren

niemals wieder. Wir alle sind daher gefragt, unseren phantastischen Sport weiter zu

entwickeln und gemeinsam die in vielen Bereichen drohende Abwärtsentwicklung aufzuhalten. 

 

(Rudolf Alfani)