German Open Tagebuch, Teil 4

Geschrieben am 23.03.2018

Freitag, 23.03.2018 (Wenn die Gegner Trauer tragen …)  

 

Er war und ist ein Segen für den deutschen Tischtennis-Sport. Timo Boll: Aushängeschild, Repräsentant, Sonnyboy, Strahlemann, Ausnahmekönner, Popstar, Jungbrunnen… um nur einige Attribute dieses Spielers zu benennen.

Er hat unendlich viel für das Ansehen unseres Sports getan und ein Ende ist -gottlob- nicht abzusehen.

Was früher bei Ove Waldner stets verschmitzt und abgezockt rüber kam wirkt bei ihm solide und bodenständig, gleichwohl sportlich spektakulär und begeisternd.

Die Haupthalle bebte, als er pünktlich um 15.30 Uhr gegen den Koreaner An Jaehyun antrat.

Am Nachbartisch spielte Superstar Ma Long (China) gegen M. Yoshimura aus Japan.

Beide hatten es eilig. Boll präsentierte sich in Top-Form und gewann nach 32 Minuten mit 4:0 Sätzen. Ma Long benötigte 33 Minuten, um ebenfalls mit 4:0 Sätzen die nächste Runde zu erreichen.

Um 16.20 Uhr begann D. Ovtcharov sein Einzel gegen P. Franziska. Der Favorit agierte ängstlich, seine Hüftverletzung war ihm anzumerken. Franziska führt mit 2:1 Sätzen, als es im 4. Satz passierte: Ovtcharov gab verletzungsbedingt auf; ein Schock für die deutsche Mannschaft.

Nicht geschockt, aber irritiert war ich, als ich an einem Verkaufsstand für Schläger-Beläge auf drei Männer traf. Interessiert lauschte ich ihren Äußerungen zum Behandeln des jeweiligen Belages. Ungeniert und ohne Scheu diskutierten sie und so konnte ich erfahren, dass gerade in den unteren Klassen offensichtlich -immer noch- ungehemmt an Belägen herumexperimentiert wird.

Ich konnte hören, dass Beläge nach wie vor mit Eistee, Honig, Lampenöl und Zitronensaft behandelt werden; selbst die von mir sehr geschätzte Apfelsaftschorle und der Walnussessig sollen neben gesättigten Zuckerlösungen eingesetzt werden. Ich dachte eigentlich, das sei „Schnee von gestern“. In den 70er Jahren haben wir Beläge mit Prilwasser gesäubert, ok. Auch die Mythen von den Noppen, die im Backofen oder in der Mikrowelle behandelt werden sind hinlänglich bekannt. Aber ehrlich; was soll das? Die Beläge haben eine kurze Haltbarkeitsdauer; durch den Einsatz der genannten Mittel wird die Lebensdauer eher verkürzt. Aber: das mag in der Kreis- Bezirks- oder sogar in der Landesliga vorkommen. Sobald jedoch ein RACKET CONTROLLER einen Blick auf das schöne Stück wirft ist eh Feierabend. Beläge mit Chemikalien und ähnlichen Substanzen zu behandeln ist megaout! Es gilt nach wie vor: „Auf behandelte Belege und auf Noppen muss man (tüchtig) kloppen.“

(Rudolf Alfani)